Juni 2015
Die Schwalinger waren schon immer auch „reisig“ und haben über die Grenzen von Dorf und Gemarkung
hinausgeschaut: Hollandgänger, Schleefkerls, Musiker, Soldaten aus Schwalingen haben die nahe und ferne Umgebung
des Dorfes in Geschäften erkundet und oft nützliche Erfahrungen, manchmal auch ein kleines „Zubrot“ mit nach Hause
gebracht. Zu dieser alten Tradition gesellt sich nun eine neue Spielart: Die Nordkapfahrer.
3 Wochen lang werden sie auf ihren Motorrädern rund 7500 Kilometer weit unterwegs sein auf ihrer
Rundreise vom beschaulichen Schwalingen über den Polarkreis in Norwegen zum einsamen Nordkap und zurück: Falko
Boes und Volker Inselmann haben sich für ihren Urlaub nicht gerade die Hängematte unter Palmen ausgesucht !
Was treibt einen ausgerechnet zum Nordkap, wenn man in Schwalingen lebt und es gut hat? Falko Boes lacht
und schaut seine Ehefrau Britta und Tochter Lisa an: „Weil das Nachhausekommen so schön ist, vielleicht?“. Nein, ihn
treibt wirklich nichts weg aus Schwalingen. Im Gegenteil, er lebt gern hier mit seiner Familie – in dem herrlichen alten
Schwalinger Schulhaus, Baujahr 1913.
Aber der Reiz, die Herausforderung einer abenteuerlichen Reise mit dem Motorrad gehören schon seit
Jahrzehnten zum Leben von Falko Boes. Er ist Jahrgang 1969, seit 28 Jahren fährt er Motorrad und hat viele Länder
bereist. Alle haben etwas gemeinsam: Schwierige Motorradstrecken in wunderschöner Natur – Schottland, Korsika,
Österreich und, und, und nun: „Das dicke i-Tüpfelchen, das schon seit Jahren im Hinterkopf auf den Moment wartet:
Einmal zum Nordkap !“ verrät Falko Boes.
Eine so lange Strecke auf sich selbst gestellt mit dem
Motorrad, da schimmert auch Risiko durch? „Ich mag diese
Situation, das Ungewisse in dem großen Plan. Das Wetter, die
Straßen und Wege, das Unbekannte, das Zurechtkommen mit dem
Unvorhergesehen“, erzählt Falko Boes von sich und lässt erkennen,
dass das ein Teil seiner Natur ist: Auch als Soldat hat ihn das
Besondere an Ausbildung und Einsatz angezogen – 8 Jahre lang war
er Marine-Infanterist. Er weiß, wie man unter schwierigen
Bedingungen zurecht kommt.
„Klar, wir möchten den berühmten Punkt am Nordkap
erreichen. Aber für uns ‚ist der Weg das Ziel‘. Wir wollen die Fahrt
genießen und nicht möglichst schnell ankommen“, erzählt Falko
Boes weiter, „wir wollen möglichst dicht dran sein an dem Erleben
der Fahrt, der Natur, dem Wetter und dem Weg.“ Daher ist auch
kein Hotel, keine Herberge gebucht - übernachtet wird im Zelt. „Nur
wenn die Montur ganz und gar durchgeweicht sein sollte, dann
stellen wir uns vielleicht mal unter“, räumt Falko Boes ein, man
merkt ihm an, dass er auch dann gelassen bleiben wird.
Reisefieber? “Nein, nicht wirklich” Falko Boes lächelt dabei, “aber ich
spür schon das Kribbeln, klar, das gehört dazu.”
Natürlich ist die Reiseroute abgestimmt und
durchgeplant, die Tagesstrecken und Zwischenziele festgelegt,
Anlaufstellen für eventuellen Werkstattbedarf herausgesucht. Aber
alles soll flexibel bleiben und sich spontan anpassen an Wetterlage
und reizvolle Entdeckungen. „Wir nehmen uns daher auch mehr Zeit
für die Hinfahrt und schieben den großen Moment etwas vor uns
her, er kommt wahrscheinlich sowieso zu schnell“ erklärt Falko
Boes.
Falko Boes hatte die Reise zum Nordkap zunächst als
Alleinfahrt geplant. Aber als er dann seinem langjährigen Freund
Volker Inselmann davon erzählte und ihn spontan einlud,
mitzufahren, sagte der nach einigem Überlegen zu. Volker
Inselmann fährt auch schon viele Jahre Motorrad, aber große Reisen
hat er damit bisher weniger unternommen. Nun vertraut er sich der
Erfahrung von Falko Boes an und wird mit ihm den Traum eines
jeden Reise-Motorradfahrers erleben: Das Nordkap.
Zuverlässige Motorräder in Top-Zustand werden die
beiden Schwalinger an den Polarkreis, ans Ziel und zurück bringen:
Falko Boes mit seiner BMW Reisemaschine „R1200GSLC Adventure“
und Volker Inselmann mit seiner Triumph „Tiger 1050“. Abgesehen
von den Staubehältern für das Gepäck sind die Motorräder für diese
Reise nicht besonders aufgerüstet worden. Oder doch ?
„Na ja“, verrät Falko Boes „wir haben an die Maschinen
eine Steckdose montiert – zum Aufladen unserer Tablet-
Computer, der Handys und der Life-Cam. Wir wollen ja mit Zuhause
schon im Kontakt bleiben können, Bilder machen, auch die Technik
für unsere Orientierung nutzen. GPS ist schon hilfreich auf solch
einer Strecke. Aber mein Handy halte ich ausgeschaltet!“ fügt er an
und schaut zu seiner Ehefrau Britta…
Wenn nun aber schon Tablet-Computer und
entsprechende Internet-Technik „an Bord“ sind, wie wäre es
denn, wenn ab und an ein kleiner Reisebericht in Schwalingen
ankäme, so ein paar Zeilen, vielleicht ein Bild? Falko Boes ist
begeistert: “Das ist toll – ich schreibe ohnehin ein Reisetagebuch. Da
ist doch klar, dass ich mich von der Reise über das Internet melde
und ein wenig erzähle, wo wir sind, wie es uns geht. Dann können
alle SchwalingerInnen, die das interessiert, uns quasi begleiten – und
vielleicht kommt ja auch mal ein Gruß zurück ?! Abgemacht, das machen wir.“ So war die Idee des „Nordkap-Logbuches“
geboren…
Eins ist schon jetzt klar: Die „Schwalinger Nordkapfahrer“ werden jede Menge erleben auf ihrer Fernreise ans
Nordkap und darüber berichten können (ob sie auch ein „Zubrot“ dabei haben werden wenn sie zurückkehren, wie
damals mancher Hollandgänger oder Schleefkerl , bleibt abzuwarten). Aber die moderne Technik macht es möglich,
dass wir darauf nicht bis zu ihrer Rückkehr warten müssen, sondern schon jetzt ein wenig teilhaben können an dem
großen Abenteuer…